„Erfrischend!“ rufen die einen. „Ganz schön frisch!“ murmeln die anderen. Sicher ist: Quellwasser ist eines der Markenzeichen des Landauer Freibads. Ein weiteres: das 50-Meter-Becken. Und das dritte: die wunderschöne Lage – am Fuß der Bergstadt, von hohen Bäumen umgeben mit dem Sportplatz direkt nebenan.
Das Bad liegt am Hessenradweg R 6 und ist auch für Wanderer und Radfahrer attraktiv, die nicht baden möchten. Sie können bei freiem Eintritt Kaffee, kalte Getränke, herzhafte Snacks oder ein Eis am Stil genießen und finden auf der schönen Terrasse unter großen Sonnenschirmen einen angenehmen Platz zur Rast.
Alljährlich lädt der Verein Freibad Landau zusammen mit dem TSV zu einem Team-Triathlon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein. Für 2020 ist die Veranstaltung allerdings abgesagt. Zugunsten der Freibadsanierung fand 2014 ein Wald- und Brennholztag statt. Der Erlös aus der Versteigerung von Brennholz und dem Rahmenprogramm belief sich auf mehr als 10.000 Euro.
Weitere Besonderheiten:
- Unter Vereinsregie wird das Bad von Jahr zu Jahr attraktiver.
- Beim Bau in den 1920er Jahren wie auch heute legen die Landauer für ihr Freibad selbst Hand an und erhalten es mit großem ehrenamtlichem Engagement.
- Auch das „Wellenbad“ ist handgemacht: Bei gutem Betrieb gibt der langjährige Bademeister Peter Hosse das Kommando für alle Jungen und Männer unter den Besuchern, die vom Beckenrand aus kleinere bis mächtige Wogen erzeugen, während Frauen und Kinder das Spektakel genießen!
- Für die Schwimmaufsicht sorgt ein Team aus Profis und Vereinsmitgliedern mit DLRG-Schein Silber. Unterstützung (bei Mindestlohn) dringend gesucht (s.u.)!
Das Freibad ist Treffpunkt für alle Generationen und als Freizeitangebot vor allem für Kinder und Jugendliche (freies WLAN) im Sommer unentbehrlich. Es auch in Zeiten leerer kommunaler Kassen zu erhalten, ist Ziel eines eigens gegründeten Vereins, der das Freibad seit 2005 in Eigenregie betreibt und modernisiert. Engagement für die „Badeanstalt“ hatte auch ganz am Anfang gestanden: Vor mehr als 90 Jahren haben Landauer das Becken mit Hacke und Schippe von Hand ausgehoben.
Frühjahrsputz
Werden Sie Mitglied im Verein
Ihr Vorteil: Sie erhalten die Saisonkarte zum Vorzugspreis.
Unser Vorteil: Durch Ihre Mitgliedschaft tragen Sie dazu bei, eine für Landau unentbehrliche Freizeit-Einrichtung zu erhalten.
Mitgliedsbeitrag:
einzelnes Mitglied: 30 Euro (Saisonkarte 40 statt 50 Euro)
Familien : 45 Euro (Saisonkarte 55 statt 65 Euro)
Schüler, Azubis, Studenten: 20 Euro (Saisonkarte 25 statt 30 Euro)
Kinder-Schwimmkurs
Schon mehrfach gab es einen Schwimmkurs für Kinder ab fünf Jahren, geleitet von Gisa Kalhöfer-Rest, unterstützt von Sabine Riess. Dazu trafen sich die Kinder täglich von 17 bis 18.30 Uhr im Freibad Landau. Die Gruppengröße war auf sechs Kinder beschränkt. Der Kurs kostete 20 Euro pro Kind (inklusive Freibad-Eintritt).
Triathlon in Landau
Seit 2005 richtet der TSV Landau gemeinsam mit dem Freibad-Verein alljährlich einen Team-Triathlon aus, bei dem dreiköpfige Mannschaften mit je einem Teilnehmer für Schwimmen, Radfahren und Laufen an den Start gehen. Seit 2007 sind auch Kinder in einem eigenen Wettkampf dabei. 2018 fand der zwölfte Team-Triathlon statt. Einmal ist der Wettkampf bisher wegen schlechten Wetters ausgefallen. Ein anderes Mal gingen nur die Kinder bei einem Duathlon an den Start.
Fotos/Ergebnisse vom Triathlon am 17. August 2019
Ausschreibung – Radstrecke (3 Runden, gut 18 km) – Laufstrecke (5 km).
DLRG-Team Landau
Mehr als ein Dutzend Vereinsmitglieder sind ausgebildet, um mit dem DLRG-Schein Silber Schwimmaufsicht zu übernehmen. Dabei kann das Team Unterstützung dringend gebrauchen (ab 18 Jahre, bezahlt mit Mindestlohn). Kontakt
Hundeschwimmen
Wir müssen draußen bleiben? Gilt für Vierbeiner nicht nach Saisonende, wenn der Verein Freibad Landau zum Hundeschwimmen einlädt. Vier Mal schon gab es das Angebot schon, das bisher auf große Resonanz gestoßen ist. Der Eintritt kostet 50 Cent pro Pfote und Fuß.
Das Hundeschwimmen gehört zu einer bundesweiten Initiative, wobei sich der Freibadverein in Landau 2017 als erster im Landkreis angeschlossen hat. Einen kleinen Eindruck gibt’s im Bericht von der Premiere. Mehr lesen…
Gründung 2004
Leer… Für die Kassen der Stadt Bad Arolsen war das zu Beginn des neuen Jahrtausends die bittere Wahrheit, und darum dachten die Stadtväter darüber nach, eines oder mehrere Freibäder zu schließen. Leer wollten die Landauer ihr Bad allerdings nicht sehen, und so machten sie sich daran, es maßgeblich aus eigener Kraft zu erhalten. Der Förderverein der Kinder und Jugendlichen gab im April 2004 den Anstoß zur Gründung einer Initiative pro Freibad Landau, die wenig später – am 10. Juli – zu einer ersten Bürgerversammlung einlud. Fazit: Das Bad muss erhalten bleiben. Wichtigste Argumente: Es ist unentbehrlich als Freizeitangebot vor allem für Kinder und so kostengünstig, wie ein Bad nur sein kann.
Es folgten Verhandlungen mit der Stadt Bad Arolsen sowie informelle Gespräche mit Fachleuten und Trägervereinen an anderen Orten. Und schließlich war eine Gruppe von Männern und Frauen bereit, die Verantwortung mit Unterstützung der Stadt zu übernehmen. Am
1. November 2004 gründeten rund 60 Bergstädter den Verein Freibad Landau (der wenig später den Betrieb übernahm) und wählten einen vierköpfigen Vorstand an die Spitze.
Erfolgsgeschichte seit 2005
Die Saison 2005 war die erste unter Vereinsregie und seitdem ist das Bad Jahr für Jahr attraktiver geworden. Notwendige Sanierungsarbeiten an Becken und Betriebstechnik übernehmen Vereinsmitglieder – soweit möglich – ebenso wie Maßnahmen, die das Freibad für Besucher aufwerten. Eine Terrasse ist mit großen Schirmen ist entstanden, Umkleiden sind erneuert und behindertengerecht ausgebaut. Dasselbe gilt künftig auch für die Toiletten: Sie werden aktuell in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem TSV Landau barrierefrei und behindertengerecht umgebaut. Grünanlagen sind neu bepflanzt und werden liebevoll gepflegt…
Die Stadt Bad Arolsen ist mit einem jährlichen Zuschuss in Höhe von bis zu 10 000 Euro beteiligt. Alles andere erledigen die Landauer selbst. Jahrzehntelang war das Ehepaar Hosse für alles, was den Badebetrieb betraf, zuständig – von der Schwimmaufsicht über die Wartung der technischen Anlage bis zum Kioskbetrieb. Seit 2018 sind diese Aufgaben verteilt: Schwimmaufsicht macht ein zwölfköpfiges DLRG-Team, unterstützt von einer professionellen Kraft. Den Kioskbetrieb haben Tamara und Michael Brenner mit viel Engagement übernommen.
Ziel des Vereins
Ziel des Vereins ist es, das Schwimmbad zu erhalten und attraktiver zu machen (§ 2 der Satzung). Dazu sind viele Mitglieder nötig. Mit ihrem Jahresbeitrag helfen sie, die laufenden Kosten zu decken. Und ihr Engagement – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – ist nötig, um die Aufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Darum heißt es auch in der Satzung (§ 5): „Die Mitglieder sind aufgerufen, durch Vorschläge, Anregungen und persönliche Leistungen die Vereinsarbeit zu fördern“ – ein jeder soweit er kann.
Vorstand
- Thomas John (Vorsitzender)
- Marcel Glase (Vorsitzender)
- Sabine Riess (Kassiererin)
- Tanja Behr (Schriftführerin)
- Gerhard Menkel (Beisitzer)
Postanschrift
Marcel Glase, Linsenköppel 35, 34454 Bad Arolsen-Landau, Mail
75-Jahr-Feier 2005
Zur 75-Jahr-Feier 2005 blickte der damalige Vorsitzende Gerhard Menkel zurück auf die (Entstehungs-)Geschichte des Freibads:
Wir erzählen hier die kleine Geschichte einer Sport- und Freizeiteinrichtung, herrlich gelegen, am Fuße einer sehr kleinen Stadt, eine der ältesten ihrer Art in Waldeck. Sie hat ihre Existenz einem Verein zu verdanken, sie wurde 52 Jahre lang kommunal verwaltet, und heute muss wieder ein Verein für ihren Fortbestand sorgen. Der Kreis hat sich geschlossen.
In einem Aufsatz in der Frankfurter Allgemeinen über die Glücksforschung heißt es, man wisse mittlerweile ziemlich gut, was Menschen glücklich macht. Kaum etwas mache die Menschen glücklicher, schrieb der Autor, als ein Schwimmbad im Sommer. Und: „Wenige staatliche Einrichtungen wurden so zuverlässig in so vielen Generationen mit reinem Glück verbunden wie einigermaßen großzügige und gepflegte Schwimmbäder, in denen sich alle trafen. So unermesslich die Schulden der öffentlichen Hand auch sein mögen – dieses Geld war nicht verschwendet.“
Wir zitieren aus diesem Text vor allem deshalb, weil wir glauben, dass stimmt, was dort über das Glück steht. Fast jeder von uns hat Bilder von heißen Tagen im Schwimmbad im Kopf, im Landauer Schwimmbad. Als wir Kinder waren, erschien es uns in endlos langen Sommerferien wie ein Ort völlig unbeschwerten Daseins. Als Jugendliche haben wir hier entsetzlich viel Blödsinn gemacht, es war der Sommer-Treffpunkt schlechthin. Für uns als Erwachsene ist es, in allerdings deutlich abnehmender Zahl, überwiegend eine Stätte des Müßiggangs.
Manche kommen auch zum Schwimmen hierher.
Natürlich hat jeder seine ganz eigenen Bilder im Gedächtnis, seine eigenen Erinnerungen. Bei allen älteren Landauern sind sie geprägt worden von der alten Badeanstalt… Die später Geborenen dagegen kennen das Bad aus eigener Anschauung nur so, wie es sich heute zeigt. Ein 50 m langes und 19,60 m breites Becken, dazu das kleine für die Kinder, der Trakt mit Kiosk, Umkleidekabinen und Umwälzanlage.
Ihr Freibad eben. Wir haben es im Wesentlichen einer Investitionsentscheidung von Bürgermeister Heinrich Viering und der Gemeindevertretung in den 60er Jahren zu verdanken. Sie setzten einen großangelegten Umbau durch, der faktisch ein Neubau war. 1964 startete er. Die alte Badeanstalt war in die Jahre gekommen, und sie war in mancherlei Hinsicht nicht mehr zeitgemäß.
Hinter dem Begriff Badeanstalt verbarg sich ein künstlich angelegter Teich mit Betonwänden. Der Untergrund war nur zum kleineren Teil betoniert, Schwimmer- und Nichtschwimmersektor waren durch einen Zaun im Wasser getrennt. Dieser Teich lag inmitten einer grünen Wiese, der Badegast fand einfache Umkleidekabinen vor und wer mal musste ging auf’s berühmt-berüchtigte Plumpsklo. Dafür hatte die Badeanstalt allerdings einen Sprungturm mit Einer-, Zweier- und Dreimeterbrett, und wem das nicht reichte, der sprang von der 3,50 m hohen Brüstung hinunter. Mehr bewundert wurden allerdings die jungen Männer, die sich vom Ast eines alten Baumes zu springen getrauten, der in einer Höhe von bestimmt fünf Metern über das Wasser ragte. So ein Sprung erforderte wirklich Mut. Denn mit einer Tiefe von nur etwa 2,50 m war das Becken dafür gar nicht ausgelegt.
Wir Jüngeren mögen die Badeanstalt vielleicht als Feuchtbiotop bespötteln. Sie war bei heißem Wetter grün vor Algen, am Boden führten Pflanzen ein gut gedüngtes Dasein, Frösche fanden Lebensraum für ihre Nachzucht und naseweise Mäuse schieden aus dem Leben. Mehrmals in der Saison ließ man das Wasser ab. Dann hatten auch die Schulkinder Arbeitseinsatz, denn der betonierte Teil musste gereinigt werden.
Ein Ort des Glücks?
Ja, natürlich. Die Kinder liebten ihre Badeanstalt. Sie war der sommerliche Vergnügungsort, womöglich mehr noch als das Freibad heute, sie war ein Ort ernsthaften Schwimmens und letztlich mindestens genauso gut wie irgendein stehendes Gewässer, in dem geschwommen und gebadet wird.
Jedenfalls bis Anfang der 60er Jahre. Dann trat das Gesundheitsamt des Landkreises auf den Plan. Viele wissen noch, dass die Badeanstalt aus dem nahen Mühlgraben gespeist wurde, also aus der Watter. In den Bach wurden Abwässer eingeleitet. Im Archiv finden sich Unterlagen, die die Annahme zulassen, das Bad sei wegen der bedenklichen Qualität des Wassers auf Anordnung des Gesundheitsamtes geschlossen worden. Es kann sich aber niemand von denen, die wir befragt haben, an ein solches Badeverbot erinnern.
Mit Schreiben vom 29. Mai 1961 zeigte Amtsarzt Dr. Stengel von Rutkowski der Gemeinde zwei Möglichkeiten auf: Entweder müsse sie das Bad mit Trinkwasser aus ihrer Leitung speisen oder das zulaufende Watterwasser so filtern und chlorieren, dass es keimfrei gemacht werde. Letztere Variante schied jedoch aus. Ein Ingenieurbüro merkte an, wegen der Tuberkulosegefahr durch das Bachwasser müsse viel höher chloriert werden, als es für Schwimmbäder üblich sei.
Gemeindevertretung und -vorstand wussten wohl um das Problem. 1957 waren sehr konkrete Sanierungspläne für das Bad ausgearbeitet worden, und für den ersten Bauabschnitt war der Anschluss an das Leitungsnetz vorgesehen. Es muss sich auch was getan haben. Denn im Protokollbuch der Gemeindevertretung findet sich für den 26. Mai 1959 der Vermerk, das Bad solle „nach erfolgter Instandsetzung“ zwei Tage später eröffnet werden.
Ob im Zuge dieser Arbeiten tatsächlich eine Leitung gelegt wurde oder erst später, was das Schreiben des Gesundheitsamtes ja nahe legt, wissen wir nicht. Jedenfalls gab es bald diese Leitung, und sie verband das Bad mit der Wasserquelle in den Kerßpfühlen. Dass die erste Leitung ungeeignet für ihre Zwecke war und bald erneuert werden musste, soll erwähnt sein. Die Entscheidung an sich war richtig. Das Badewasser stammt nach wie vor aus dieser Quelle.
Sanierungsbedarf für die Badeanstalt hatte immer wieder bestanden. Die Unterlagen erzählen von Beihilfeanträgen und kleineren Investitionsvorhaben – erst des Turnvereins und dann der Gemeinde. Sie hatte das Bad durch Beschluss der Gemeindevertretung vom 26. Februar 1953 übernommen. Damit war ein Tauziehen um die Eigentumsrechte, besser: die Eigentumspflichten beendet, das mit der Planung des Bades in den 20er Jahren begonnen hatte.
Die Übernahme durch die Gemeinde rettete den Landauern womöglich ihr Bad.
Zu dem großen baulichen Befreiungsschlag in den 60er Jahren wäre der Sportverein gewiss nicht in der Lage gewesen. Auch für die Gemeinde war die Investition kein Pappenstiel. Für 185 000 Mark wurde das alte Becken geteilt und von Grund auf erneuert, eine Umwälzanlage errichtet, weitere 37 500 Mark rechnete das leitende Ingenieurbüro Gröticke für den Neubau des Umkleidegebäudes ab. Die Gemeinde musste das Geld immerhin nicht allein aufbringen, 40 000 Mark flossen zum Beispiel als Zuschuss aus dem so genannten Rot-Weißen Programm, einem Kreisentwicklungsplan zur Sportförderung.
Für die örtlichen Firmen wirkte das Projekt wie ein kleines Konjunkturprogramm. Die Rechnungen belegen, dass die Aufträge soweit wie möglich bei den Landauer Handwerksbetrieben blieben. Den Neubau und die Zweiteilung des Beckens hatte die Gemeinde an das Unternehmen Friedrich Ohm vergeben. Die Beschäftigten arbeiteten hart, denn sie mussten den ganzen Beton in kleinen Mischern selbst anmischen und mit Schubkarren hinter die Verschalungen kippen. Die neuen Mauern wurden vor die alten gesetzt, denn diese hatten im Laufe der Jahre einen regelrechten Bauch bekommen. Deshalb ist das Becken heute auch ein wenig schmaler als die alte Badeanstalt.
Die moderne Umwälzanlage dürfte im Sommer 1966 ihren Betrieb aufgenommen haben. Am 5. Mai des Jahres wurden die beiden Filterbehälter eingesetzt. Diesen Job erledigten übrigens Soldaten des Panzerbataillons 54 in Wolfhagen mit Hilfe von Kranwagen. Die Bundeswehr stellte für den zweieinhalbstündigen Einsatz 64,12 Mark in Rechnung.
Trotz der modernen Technik badeten die Landauer weiter oft im Trüben. Die damalige Freibadaufsicht, ein älterer Mann, Karl Keim, die Landauer erinnern sich, hatte seine Schwierigkeiten mit der Bedienung der Anlage, zumal ihre Stromversorgung mit der der nahen Molkerei gekoppelt war. In der Konsequenz wurde der Dreck, der eigentlich aus dem Wasser gefiltert werden sollte, regelmäßig wieder zurück ins Becken gespült. Schöne neue Badewelt.
Erst unter Keims Nachfolger Peter Hosse funktionierte die Technik nach einer gewissen Zeit so, wie sie sollte. Peter Hosse trat seinen Dienst im Sommer 1972 an. Er hat in den vergangenen 33 Jahren dem Freibadbetrieb seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt. Wir schätzen das.
Seine Anstellung steht für eine Zäsur. Wenn man so will, verschwand nun die alte Badeanstalt endgültig. Er wurde der erste angestellte Schwimmmeister, der neben Verwaltungsaufgaben und der Aufsicht auch Techniker sein und die Wasserrettung beherrschen musste. Sein Vorgänger hätte einen Ertrinkenden allenfalls mit einem zugeworfenen Rettungsring helfen können. Ob diese Mangelqualifikation ein Versäumnis der Gemeinde war oder allgemein übliche Praxis, ob die Aufsichtsbehörden davon wussten oder es duldeten, ist unbekannt. Gewiss entsprachen die Sicherheitsanforderungen aber nicht denen, die der Gesetzgeber heute an uns stellt.
Trotzdem ist während des Badebetriebes niemand ertrunken. Ein tragischer Unfall ereignete sich allerdings im April 1945. Ein fünfjähriger Junge, der allein mit seiner Schwester an der Badeanstalt gespielt hatte, ertrank. Lehrer Heinrich Höhle hat diesen tödlichen Unfall in privaten Aufzeichnungen festgehalten. Unter dem Datum vom 10. April 1945 heißt es: „Morgens Nebel, dann warm. Ich beerdige das am Sonnabend in der Badeanstalt ertrunkene 5 Jahre alte Kind Dieter Eibel. mittags 1 Uhr. nachmittags Nachricht morgen kommen wieder 300 Soldaten USA.“
Regelungen für die Aufsicht hatte schon der Turnverein mit Eröffnung der Badeanstalt getroffen. Der Vorstand teilte vier Turnbrüder für abendlichen Dienst sowie eine Frau für die Nachmittage ein. Landauer erinnern sich jedoch, auch gänzlich ohne Aufsicht gewesen zu sein „Da gingen vielleicht mal die Eltern mit den Kindern mit. Als ich Schwimmen gelernt habe, war da niemand.“ Diese Aussage ist nicht untypisch, mag sein, dass sie vor allem auf die Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre zutraf
Der Turnverein war jedenfalls sehr daran interessiert, die Eintrittsgelder zu kassieren. Also muss zu den festgelegten Zeiten zumindest ein Kassierer an Ort und Stelle gewesen sein. Die Turnbrüder achteten streng auf den Pfennig und die Einhaltung der Vorschriften. In einer Vorstandssitzung im Eröffnungsjahr drohen sie zwei Vereinsmitgliedern, die – wie es heißt – das Bad unbefugt genutzt hätten, Konsequenzen an. Wörtlich heißt es: „Ist bis Donnerstag, den 27. September mittags die Gebühr für Benutzung der Schwimm- und Badeanstalt vom 17. d. Monats nicht bezahlt, so betrachtet der Vorstand eben genannte Herren als aus dem Turnverein ausgeschlossen.“ (Das Erstaunlichste an diesem Vorkommnis ist vielleicht das Datum der unbefugten Benutzung, der 17. September. Keine Weicheier, die beiden).
Eine gewisse Strenge atmet auch die, tatsächlich, Polizeiverordnung, die die Stadt Landau zur Benutzung der Badeanstalt erließ. Der Landrat des Twistekreises in Arolsen kassierte die Verordnung im Januar 1931 aus formalen Gründen. „Soll etwa auch“, so höhnte er, „wenn z.B. entgegen der Vorschrift des Paragraphen 5 sich Personen gegenseitig mit Wasser besprengen, wegen dieser Übertretung eine polizeiliche Strafverfolgung erlassen werden?“ Dabei hatte die gleiche Behörde die Verordnung zunächst selbst genehmigt. Bürgermeister Friedrich Viering hob sie am 25. Mai 1931 auf.
Viering hat den Bau der Badeanstalt unterstützt. Er konnte den Gemeinderat freilich nicht dazu bewegen, selbst als Bauherr aufzutreten. Dabei hatte die politische Vertretung im März 1927 das Projekt doch in die Wege leiten wollen. Das geeignete Grundstück für die Badeanstalt war schon ausgesucht worden, die so genannte Teichwiese. Sie gehörte der Waldeckischen Domänenkammer. Der Bürgermeister wollte sie im Zuge eines Grundstücktauschs erwerben und stellte ein entsprechendes Gesuch. Am 13. April folgte parallel ein weiterer Schritt: Der Gemeinderat beschloss, ich zitiere, „daß die Badeanstalt dieses Jahr soll gebaut werden. Das Projekt von 65 x 20 m wurde abgelehnt. Es wurde ein zweites Projekt von 55 x 20 m vorgeschlagen, dieses wurde zu bauen beschlossen.“
Dieser Beschluss ist nicht in die Tat umgesetzt worden. Gemeinderatsmitglieder schossen quer. Warum, ist aus den Protokollen nicht ersichtlich. Die Wahl der landwirtschaftlichen Flächen, die die Stadt Landau der Domäne im Gegenzug für die Teichwiese überlassen musste, scheint strittig gewesen zu sein. Man darf vermuten, dass es auch um Finanzen ging. Am 30. Juli beschloss der Gemeinderat das Ende der Tauschverhandlungen.
Ein jüngerer Mann namens Reinhard Oppermann wird die Debatten mit wachsender Ungeduld verfolgt haben. Er war Lehrer an der Landauer Schule. Am 19. Februar 1927 hatten ihn die Turnbrüder zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Er wollte die Badeanstalt unbedingt. Später hat er selbst erzählt, wie er den Gemeinderat von diesem Vorhaben überzeugen wollte.
Am 19. November 1927 handelte also der Turnverein. Die 40 versammelten Mitglieder beschlossen, selbst den Bau einer Badeanstalt in Angriff zu nehmen. Sie erklärten sich zu einer unentgeltlichen Arbeitsleistung von drei Tagen bereit – diese Zahl wurde im Laufe der Arbeiten auf siebeneinhalb Tage pro Mitglied aufgestockt – und sie verpflichteten sich, sofern sie Fuhrwerke besaßen, Gespanne zur Verfügung zu stellen.
Oppermann war die treibende Kraft bei dem Projekt, aber auch andere Namen werden immer wieder genannt: Sein Vorgänger und Nachfolger im Amt des Vereinsvorsitzenden, Wilhelm Horstmann, Heinrich Krume, Wilhelm Göbel, Christian Drude, Heinrich Viering, Heinrich Trotte oder die Turnbrüder Rudolph und Schuchmann.
Ernst Marschke erinnert sich so: „Der Oppermann, der hatte die ganze Leitung, er hat auch die ganze Einteilung gemacht. Es war ja alles Handarbeit, wir hatten da unten noch keinen Bagger. Erst hat man auf der großen Wiese den ganzen Rasen abgeschält und alles auf einen Haufen gesetzt. Dann haben wir die ganze Erde rausgeschippt. Sie wurde auf Loren weggefahren. Wir waren 12 Jahre alt und in der letzten Schulstunde waren wir immer an der Badeanstalt. Wenn Oppermann was hatte, mussten wir immer helfen.“
Über Oppermanns Motiv kann man nur mutmaßen. Kann sein, dass er von gesellschaftlichen Strömungen wie die Volksbadbewegung beeinflusst war. Entstanden um die Jahrhundertwende, war sie durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen worden, in den 20er Jahren nach der Inflation knüpfte man wieder daran an. Ihre Devise: Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad. Einflüsse hatte vielleicht auch die Lebensreform – eine Gegenbewegung zur nervösen modernen Welt mit ihrer Zersplitterung. Sie propagierte ein „Zurück zur Natur“. In der Körperkultur ging es ihren Anhängern darum, der Bevölkerung viel frische Luft und Sonne zu verschaffen. Sie war ein Vorläufer oder naher Verwandter der Fitnessbewegung.
Der Verwaltungsapparat der Provinz Hessen-Nassau scheint dieses Gedankengut gefördert zu haben. Ein Schreiben des Landeswohlfahrtsamtes in Kassel vom 8. August 1928 an Bürgermeister Viering lässt diesen Schluss jedenfalls zu. Das Amt knüpft die Bewilligung einer Beihilfe über 1500 RM für den Bau der Badeanstalt an die Bedingung, dass die Gemeinde im späteren Ausbau noch Gelegenheit zu Luft- und Sonnenbädern schaffen müsse.
Handfester und nahe liegender sind allerdings Anstöße durch eine Initiative des Schulvorstandes im Kreis der Twiste. Dieser Wir haben uns da einen Mann Mitte 20 vorzustellen, der vor eine Gruppe weit älterer und überaus skeptischer Bauern tritt und sie mit Vergleichen, dass sich doch auch die Rindviecher auf der Weide im Wasser wohl fühlten, zum Bau einer Schwimmgelegenheit für die Kinder zu überreden versuchte. Es hat nichts genützt.griff im August 1924 eine frühere Anregung des Landesdirektors auf, Bade- und Schwimmgelegenheiten zu schaffen. Gedacht sei nicht an den Bau kostspieliger Badeanstalten, sondern daran, Teiche auf eine Tiefe von 1,50 m bis 1,80 m zu bringen und einfache Bretterbuden zum An- und Auskleiden zu errichten. In einem späteren Schreiben propagiert der Schulvorstand die Schaffung von Bade- und Schwimmgelegenheiten für die Jugend mit dem Ziel eines regelmäßigen Schwimmunterrichts an den Schulen.Den Heranwachsenden das Schwimmer zu lehren, in dieser Verantwortung sahen sich auch die Landauer Sportler. Schon 1920 hatten sie erwogen, den Schlossteich als Badeanstalt zu nutzen, waren aber am Veto des Besitzers, der Domänenkammer, gescheitert.
Acht Jahre später näherten sich die Turner ihrem Ziel in großen Schritten und unter gewaltigen körperlichen Anstrengungen. Die Leitung der Bauarbeiten übertrug der Verein dem Maurermeister Heinrich Trotte. Anhand der Rechnungen lassen sich Materialmengen und zumindest die bezahlten Arbeitsstunden für den Bau des Bades rekonstruieren. Die Unterlagen belegen eine große logistische und handwerkliche Leistung.
Sie deuten ein Weiteres an: wie sehr Reinhard Oppermann bei den Behörden um Finanzhilfen gekämpft hat. In den Schriften, die bisher über das Bad veröffentlicht worden sind, wird die Beharrlichkeit des Lehrers hervorgehoben. Er muss mehrfach den Weg nach Kassel auf sich genommen haben, um bei Behörden der Provinz nachdrücklich um Geld zu bitten. Er hatte Erfolg, Bürgermeister Viering sekundierte ihm dabei.
Die Schlussrechnung für das Bad weist Ausgaben von rund 9510 RM aus. Insgesamt 6900 Mark steuerte die öffentliche Hand bei, „von der Regierung“, wie es heißt. Zusätzlich musste der Verein ein Darlehen in Höhe von 1500 RM aufnehmen. Eine Hypothek. Sie war aus den Einnahmen des Bades kaum zu tilgen. 30 Pfennig kostete die Tageskarte, die Dauerkarte 2,50 RM. Kinder zahlten 15 Pfennig, wobei die Landauer Schulkinder ausdrücklich umsonst baden durften, weil sich der Ortsschulvorstand erfolgreich um eine Beihilfe für den Bau bemüht hatte. Aus einem im Oktober 1931 ausgefüllten Fragebogen geht hervor, dass der Verein beim Betrieb des Bades zwar nicht in die roten Zahlen gerutscht war, der Überschuss von 62,80 RM bei 328 registrierten Badegästen in der Saison fiel aber bescheiden aus
Auch die Gemeinde zahlte eine Beihilfe, und zwar 1000 RM. Überhaupt legte sie sich ins Zeug, nachdem sie nicht mehr als Bauherr auftreten musste. Im Dezember 1927 brachte der Gemeinderat flugs den Grundstückstausch über die Bühne und überließ die Teichwiese dem Turnverein kostenlos. Bürgermeister Viering bat in Anträgen die übergeordneten Stellen um Zuschüsse und setzte sich dafür ein, dass der Schwimmbadbau vom so genannten Öffentlichen Arbeitsnachweis in Korbach als Notstandsarbeit anerkannt wurde. Was damals verhandelt wurde, waren Lohnzuschüsse für den Einsatz von Arbeitslosen. Wenn man so will, begegnen uns hier die Ein-Euro-Jobs der Weimarer Republik.
Die Enttäuschungen im Ringen um die Trägerschaft schienen endgültig in den Hintergrund zu rücken, als das Bad fertig war und eröffnet werden sollte. Der Gemeinderat erhielt eine Einladung und nahm sie an. Die Sitzungen des Turnvereins häuften sich. Der Vorstand regelte die öffentlichen Badezeiten: täglich von 13 bis 19 Uhr, und von 20 bis 22 Uhr. Dienstags und freitags blieben die Frauen abends unter sich, alle anderen Abende waren den Männern vorbehalten.
Für die Eröffnung beschloss der Turnverein einen Akt „in kurzer schlichter Form“. Die Waldeckische Landeszeitung hat ausführlich über die Feier berichtet. Bei allem damals üblichen Pathos hat sie sicherlich Recht mit dem Satz, dass dieser Tag von ganz besonderer Bedeutung für die Stadt gewesen sei. Die Gemeinde wird ganz unverblümt aufgefordert, das Bad nun zu übernehmen. Eingeweiht wurde die Badeanstalt am 15. Juli des Jahres 1928.
Öffnungszeiten
- An Schultagen 14 bis 19 Uhr
- Sonntage, Feiertage, Schulferien 11 bis 19 Uhr
- Bei mäßigem Wetter: Nummer am Tor wählen – Bad öffnet bei Bedarf
- Bei schlechtem Wetter: geschlossen
Preise
Tageskarten
Kinder/Jugendliche (4 bis 18 Jahre): | 1,50 Euro |
Erwachsene: | 2,50 Euro |
Streifenkarten: | 11 Karten zum Preis von 10 |
Familienkarte: | 6,00 Euro |
Jahreskarten
Einzel: | 50,00 Euro | für Mitglieder: | 40,00 Euro |
Familien: | 65,00 Euro | für Mitglieder: | 55,00 Euro |
Studenten/Schüler Ü18: | 30,00 Euro | für Mitglieder: | 25,00 Euro |
Mitgliedsbeiträge Freibad Landau e.V.
Jahresbeitrag Einzel: | 30,00 Euro |
Jahresbeitrag Familie: | 45,00 Euro |
Jahresbeitrag ermäßigt (Schüler, Azubis, Studenten): | 20,00 Euro |